
Die Geschichte begann eigentlich ganz lustig. Ich schrieb XP Pen an um in Erfahrung zu bringen, ob der Grafiktablett-Hersteller in der nächsten Zeit mit einem Stand auf einer
Messe zu finden sei um eines ihrer Monitor-Tablets zu testen.
Ich hatte die 22 Zoll Version ins Auge gefasst, da ich es an der Zeit hielt, größtentechnisch aufzustocken. Und das Artist 22E Pro schien mir ein großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis zu haben.
Zudem hatte ich viel Gutes von XP Pen gehört. Jedoch wollte ich mir selbst ein Bild vom Handling des Stiftes machen, da ich sehr eigen bin was Grafiktabletts angeht.
Eine Liste möglicher Messen bekam ich nicht, dafür das großzügige Angebot, ein Monitor-Tablet daheim zu testen! Und so sandten sie mir das Artist 16 Pro - die 16 Zoll Version des Tablets, auf das ich ein Auge geworfen hatte kostenfrei zum Testen und Reviewen zu!
Ein paar Wochen zogen ins Land
Nun habe ich das Artist 16 Pro ein paar Wochen ausgiebig getestet während meiner Arbeit am aktuellsten Kapitel meines Mangas. Und meine Meinung ist fast ausschließlich positiv!
Aber gehen wir mal in die Details:

Das Artist 16 Pro kommt gut verpackt in einer sehr stabilen Box und beinhaltet einiges an Material.
Neben dem eigentlichen Monitor-Tablet findet man zudem natürlich die passenden Kabel (USB, HDMI, HDMI zu Mini-DP-Adapter, Stromkabel). Zusätzlich findet man gleich zwei (!) Stifte im Paket, die dazugehörige Stiftbox in Zylinderform, in dem sich auch gleich ganz ökonomisch die Wechselspitzen und ein Stifthalter befinden. Für die Stiftbox gibt es noch ein Stoffbeutelchen, wenn man ganz auf Nummer sicher gehen möchte und zu guter letzt findet sich als Extra auch noch ein Zeichenhandschuh aus dünnem Stoff im Paket, damit man nicht mit schwitzigen Händen an der Monitoroberfläche kleben bleibt.
Leider ist der Handschuh für meine Babyhände viel zu groß, allerdings schwitze ich auch nicht sonderlich, von daher ist das sicherlich kein Abbruch.
Eine CD mit Treibern wird nicht mitgeliefert. Dafür klebt auf der Schutzfolie, die das Tablet umgiebt, ein Informationsaufkleber mit der Webadresse, unter der man immer den aktuellsten Treiber für sein Tablet findet.
Wie ich finde die ökologischere Wahl. Zumal in der heutigen Zeit die Treiber so schnell geupdated werden, dass man mit einer CD eigentlich immer veraltete Treiber hätte.
Selbst in den wenigen Wochen, die ich mein Artist 16 Pro nun hatte, wurde der Treiber bereits erneuert und ein sehr störender Bug ausgebügelt.

Direkt am Tablet angebracht findet sich ein sehr stabiler Standfuß. Wenn man oben an der kleinen Lasche zieht kann man diesen stufenlos verstellen.

Auch auf der Rückseite angebracht und gut geschützt finden sich die Anschlüsse für die drei Kabel - USB, HDMI und Strom. Die drei Kabel werden einzeln zwischen Tablet und PC bzw. Steckdose gelegt. Das heißt, wenn eines dann trotz geschützter Lage mal an Kabelbruch leidet, muss man nicht gleich ein komplettes 3-in-1 Kabelsystem austauschen.

Wer sein Tablet lieber an einem Ergotron-Arm befestigen möchte, damit es frei schwebt, kann dies natürlich auch tun. Ich habe es vor dem Umbau meiner Schreibtischlandschaft gemacht, aber da das 16 Zoll Tablet jetzt nicht so unmöglich groß war, hatte es nicht so viel Sinn, daher habe ich es wieder abmontiert und (diesmal verkehrt herum) an den Standfuß montiert.
Verkehrt herum nur, weil ich Linkshänderin bin und die Shortcut-Buttons auf der rechten Seite brauche.



Was kann es denn nun?
Erst einmal muss man alle anderen Tablet-Treiber vom PC entfernen. Danach installiert man den Treiber vom XP Pen Tablet. Hierbei muss man darauf achten, dass man auch wirklich den richtigen Treiber benutzt. Es gibt keinen Multi-Tablet-Treiber und so habe ich erst einmal vergeblich versucht ein anderes 16-Zoll Tablet von XP Pen zu installieren.
Nachdem ich meinen Fehler bemerkte funktionierte aber alles wie es sollte.
Die Oberfläche der Tablet-Einstellungen ist übersichtlich und selbsterklärend.

Wie auch bei anderen Herstellern kann man die Druckempfindlichkeit des Stiftes anpassen, die beiden Tasten am Stift mit Aktionen belegen (dazu gleich mehr), die eigenen Konfigurationen exportieren und importieren, das Tablet kalibrieren, einige Monitoreinstellungen vornehmen und die Express-Keys verteilen.

Ich persönlich bin ein Fan von Express-Keys, also den kleinen Buttons am Tablet, und habe mich gefreut, dass XP-Pen auch in den größeren Tablets noch Buttons verbaut hat. So auch beim Artist 16 Pro. Und ich habe sie gleich mal - erst falsch herum, weil ich ja nicht mit einberechnet hatte, dass mein Tablet auf dem Kopf steht - mit Shortcuts belegt, die ich üblicherweise bei der Arbeit brauche. Man kann die Express-Keys mit vorgegebenen Aktionen belegen oder aber selbst verschiedene Tastenkombinationen eintippen und diese Kombination benennen, wie man auf dem Bild sieht.

Wie bereits gesagt hat der XP Pen Stift zwei Tasten seitlich am Stift, die beide unterschiedlich belegt werden können. Hier kann man aus einer Liste vorgegebener Aktionen wählen.
Ich bin nicht ganz sicher, was "Das Programm laufen" bedeutet. Vermutlich ist das ein kleinerer Stolperer in der deutschen Übersetzung, der sich bald klärt.
Was ich persönlich sehr vermisse ist die Möglichkeit, einem der beiden Buttons einen Doppelklick zuzuordnen, wie ich es von meinem Wacom-Stift gewohnt bin. Ich mag es nicht, mit der Stiftspitze
auf dem Tablet herumzukloppen um einen Doppelklick zu erzeugen. Vielleicht wird das in der Zukunft noch hinzugefügt. Wie bereits erwähnt wurde in den letzten drei bis vier Wochen der Treiber
bereits einmal aktualisiert wodurch ein fieser Bug entfernt wurde.
Durch den Bug erkannte der PC das Tablet etwa alle 10 - 20 Minuten neu und die komplette Kalibrierung wurde gelöscht, wodurch ich alle 10 - 20 Minuten meine Arbeit unterbrechen und den Stift neu
kalibrieren musste. Das hat mich etwas wahnsinnig gemacht und für eine Zeit lang den Test unterbrechen und zum Wacom Tablet zurückkehren lassen.
Inzwischen ist dieser Bug aber behoben und ein Durcharbeiten mit dem Artist Pro 16 ist nun kein Problem mehr.

Der Stift des Artist 16 Pro muss im Gegensatz zu Wacom Stiften geladen werden. Entgegen meiner Befürchtungen ist er dadurch aber nicht schwerer als mein Cintiq Stift. Ich habe beide Stifte, die sich im Karton befanden, einmal voll aufgeladen und bisher ist keiner von beiden leer gegangen. Allerdings hatte ich, wie gesagt, zwischendurch auch eine Testpause einlegen müssen und zudem die beiden Stifte öfters vertauscht, weswegen der "Hauptstift" jetzt auch ein hässliches Stück Washi-Tape ziert, damit ich sie auseinander halten kann.
Aber Befürchtungen, der Stift könne schon nach ein oder zwei Stunden leer sein, kann ich nicht bestätigen.
Dass die Stifte geladen werden müssen halte ich auch grundsätzlich nicht für ein Problem, da ich es vom iPad nicht anders kenne.
Druckempfindlichkeit und Genauigkeit

Direkt nach dem ersten Testen fiel mir auf, dass der Stift mit der Standard-Kalibrierung ein wenig nach links versetzt war. Also erst einmal das Kalibrierungsmenü aufrufen um das Problem in den Griff zu bekommen.

Die Kalibrierung funktioniert ähnlich wie bei anderen Tablets: Man drückt mit der Stiftspitze auf die Mitte von Fadenkreuzen. Beim XP Pen Artist 16 Pro befinden sich die Kreuze in den Ecken und zusätzlich gibt es noch eins in der Mitte. Damit hat die Kalibrierung ein Kreuz mehr als mein Cintiq 13 HD und ist tatsächlich auch an den Rändern wesentlich genauer. Während beim Cintiq 13 HD der Mauszeiger am Rand immer weiter vom Stift wegwandert bleibt er beim Artist 16 Pro eigentlich immer direkt unter oder sehr nahe an der Stiftspitze.

So brauchte ich auch nur ein oder zwei Anläufe um den Mauszeiger von meinem Blickwinkel beim Zeichnen aus direkt unter die Stiftspitze zu bekommen.
Dies musste ich allerdings am Anfang alle 10 - 20 Minuten wiederholen, was die Arbeit sehr nervenaufreibend bis unmöglich gemacht hat. Aber wie gesagt hat XP Pen den Bug inzwischen behoben.
Die Druckempfindlichkeit des Stiftes ist sehr gut. XP Pen wirbt mit 8192 Druckstufen, die ich ihnen generell auch glaube. Am Design Bleistift Brush von Clip kann man sehr gut sehen, wie man von ganz leichten bis dunklen, von dünnen bis dicken Strichen alles durch den Stiftdruck kontrollieren kann. Auch mit höheren Geschwindigkeiten hat das Tablet keine Probleme. Der Stift laggt nicht nach oder verzieht sich anderweitig durch zu schnelle Bewegungen.
Auch beim digitalen Tuschen macht das Tablet eine gute Figur, bis ich versucht habe zu schraffieren. Da fiel dann an kleines Problem auf, mit dem ich persönlich weniger leben kann. Ich habe versucht es im Video möglichst gut einzufangen. Beim Schraffieren fehlen mir am Ende immer ein paar Milimeter der Linien, so dass ein weißer Rand entsteht. Die selben Schraffurbewegungen mache ich genau so mit dem iPad und dem Cintiq auch, aber mit Ergebnis ohne Rand.
Der XP Pen Stift gibt wesentlich mehr nach als andere Stifte, wenn man ihn aufsetzt. Zwar bekommt das Tablet schon beim ersten ganz leichten Aufsetzen Druckinformationen aber scheinbar bricht also die Linie dann doch durch diese interne Federung wegen der schnellen Bewegung ab ehe die Stiftspitze ganz das Tablet verlassen hat.
Was mir dann im direkten Vergleich auch auffiel war, dass die Stiftspitze vom XP Pen nicht nur wesentlich mehr nachgibt, sondern auch seitlich wesentlich mehr wackelt als der Wacom Stift, wodurch sich für mich persönlich weniger Kontrolle ergibt.
Ich bin aber auch sehr eigen, was das angeht und natürlich ist das auch eine Gewohnheitssache. Da ich über acht Jahre mit sehr statischen Stiften gearbeitet habe werde ich mich sicher nicht in wenigen Tagen oder Wochen umgewöhnen können.
Ich denke aber, dass Zeichner, die bisher noch kein Monitor-Tablet hatten und nicht gegen das gewohnte Gefühl anderer Digital-Stifte ankämpfen müssen, sehr gut mit einem Monitor-Tablet von XP Pen bedient sein werden.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis der XP-Pen Tablets ist herausragend und der Kundenservice, den ich bisher erlebt habe ist sehr freundlich und hilfsbereit. Zudem wird stetig an Verbesserungen sowohl im Hardware- als auch im Software-Bereich gearbeitet. Daher sehe ich eine rosige Zukunft auf den Grafiktablett-Markt zukommen!
Ein großes Dankeschön noch einmal an XP Pen für die Bereitstellung des Artist 16 Pro!
Write a comment